Freundeskreis Bingen-Nuits geht neue Wege

Nachstehend das Interview unserer 1. Vorsitzenden Elke Schröder in der Allgemeinen Zeitung (AZ) Bingen vom 03.02.2018 oder hier als Download:

Freundeskreis Bingen-Nuits geht neue Wege

BINGEN – Elke Schröder (61) ist Vorsitzende des Freundeskreises Bingen-Nuits-Saint-Georges. Der Unterstützerkreis hat sich vor acht Jahren gegründet, um der damals 50 Jahre alten Städtepartnerschaft neuen Schwung zu verschaffen. Hochs und Tiefs hat die Beziehung hinter sich. Die fünf Autostunden entfernte Weinstadt ist die zweitälteste Partnerschaft von Bingen.

Frau Schröder, wie schauen Sie derzeit auf die Partnerschaft?

Sie ist sehr stabil. Wir haben auf deutscher Seite einen guten Stand von 50 Mitgliedern und in jüngster Vergangenheit einige Neuzugänge. In Nuits sieht es ähnlich aus.

Was ist Ihr Lockstoff?

Für Jugendliche heute steht die Welt offen. Sie setzen sich in den Flieger, kennen in Europa keine Grenzen und kein Geldwechseln mehr. Gut so. Aber deshalb lockt eine Busfahrt nach Frankreich keinen Schüler mehr hinter dem Ofen vor. Was wir in Kooperation mit der Stadt Bingen bieten, sind Praktikumsplätze in der Partnerstadt mitsamt Unterbringung in Familien.

Wird das angenommen?

Oh ja. Bei uns hat eine junge Französin aus Nuits gewohnt, die bei WIV ein Praktikum absolviert hat. Derzeit ist eine Studentin aus Bingen in Dijon und lebt bei einer Partnerfamilie in Nuits. Ein Franzose hat in der Schlösschen-Küche der Familie Choquet in Bingerbrück Einblicke erhalten. Oberstufenschülern vermitteln wir familiären Anschluss.

Anreiz ist also nicht Frankreich als Tourist, sondern das Leben in den Familien?

Genau. Über den Freundeskreis und die Gastgeber entstehen mitunter private und andauernde Beziehungen in die Familien hinein. Verstehen, wie Franzosen ticken, das gelingt nur auf diesem Weg. Empfänge und offizielle Anlässe reichen nicht für eine gelebte Städtepartnerschaft aus. Wir fädeln Kontakte ein, geben Schützenhilfe. Das ist zentral.

Warum sind diese alten Partnerschaften aus Ihrer Sicht heute noch wichtig?

Wir brauchen ein in der Mitte stabiles und geeintes Europa. Das ist elementar für unsere Zukunft, insbesondere vor dem Hintergrund von Mächten wie China oder Amerika unter Trump. Alleingänge kleiner Staaten bringen nichts. Da gilt es zusammenzuhalten, um einen Gegenpol zu bilden. Vielleicht klingt das jetzt zu groß, aber ganz viele kleine Initiativen helfen für das Miteinander in Europa.

Klingt denn die Ursprungsidee noch durch?

Aus Kriegsgegnern sollten Freunde werden. Für uns Ältere ist das noch sehr präsent. Die simple Devise gilt aber nach wie vor: Meinem Freund tue ich nichts Böses.

Was steht konkret als nächstes auf Ihrem Programm?

Im April kommt eine große Gruppe von 30 Gästen aus Nuits nach Bingen. Anlass sind zehn Jahre Landesgartenschau.

Das Interview führte Christine Tscherner.